...aus dem Leben eines nixiskla...
Dienstag, 22. September 2015
Es gibt einen einzigen, relativ unbedeutsamen Punkt, auf den ich einigermaßen stolz bin zur Zeit: ich habe die Zahnarztgeschichte endlich hinter mir. Jahrelange Angst, alle paar Monate wiederkehrende Zahnschmerzen, die mittels diverser Schmerzmittel überstanden wurden, immer wieder verschoben, immer wieder gekniffen. Dann Ostern die Wende: eine derart heftige Entzündung am Unterkiefer, dass es keinen anderen Ausweg gab als den zahnärztlichen Notdienst. Denen war es zu heiß und ich wurde zur Uniklinik überwiesen. Dort auf einen sehr netten und sehr lässigen Facharzt für MKG-Chirurgie getroffen, dem meine für mich nahezu lebensbedrohende Entzündung vermutlich etwas läppisch war, der mir aber sehr viel Mut zusprach. Und das war mehr als nur eine dicke Backe - so nannte er nahezu verächtlich meine wie bereits erwähnt vermutlich lebensbedrohende Entzündung - zu behandeln. Lange Rede, kurzer Sinn: sechs Termine wegen der Entzündung, vier Termine in der Chirurgie (zwei Mal Zähne und zwei Mal Fäden ziehen), ein Termin in der Zahnerhaltung (die Abteilung macht dann das, was ein "normaler" Zahnarzt in der Praxis macht), zwei Termine in der Paradontologie bei einem Kurs für angehende Dentalhygieniker/-innen (ohne Befund, was alle nach den Jahren anscheinend erstaunte). Dann fehlte noch die Behandlung eines schnöden Lochs im Zahn und ich hatte plötzlich das Verlangen, mich in den regulären Betrieb einer ganz normalen Zahnarztpraxis einzugliedern, mir war der Betrieb und die ganze Größe der Zahnklinik etwas zu viel, und so war ich dann Anfang September und letzten Freitag bei einem sehr netten, vielleicht etwas sehr stillen Zahnarzt, der mir nach dem Erstellen der Füllung durchaus Zähne in guten Zustand bestätigte. Obwohl ja einiges gezogen werden mußte, hat er mir von Zahnersatz abgeraten, das würde in der Regel mehr Probleme bereiten als Nutzen bringen. Also alles gut. Und erledigt. 15 Termine seit März. Juchhu.


*****


Sonntag übelst mit meiner Mutter gestritten. Während der Tagesschau, was dem geneigten Mitleser eventuell einen Anlaß für den Streit an die Hand gibt. Nachdem man mehrfach Dinge bekundete, die ich einfach nicht ertragen kann, habe ich meine Sachen genommen und bin nach Hause gefahren. Ich weiß, dass das ziemlich scheiße ist. Aber es ging nicht anders. Als mir nahegelegt wurde, wenn ich diese Leute hier haben wolle, könne ich ja welche von denen bei mir aufnehmen, wurde mir dann auf meinen auch schon sehr erhitzten und sehr lauten Einwand, dass ich gerade keinen Job hätte, ob man das vergessen habe, entgegnet, dass ich dann ja halt irgendwas arbeiten gehen könne, wenn es mir doch so wichtig wäre.

Es geht einfach im Moment nicht.


*****


So gestalten sich die zwei Wochen vor Beginn der Fortbildung also anders als geplant. Ich wollte die Tage komplett aus dem üblichen Trott raus, keine Bewerbungen, keine Arbeitslosigkeit, nur ein paar Tage bei den Eltern abhängen und so tun, als wenn es Urlaub wäre. Alternativ rechne ich jetzt seit zwei Tagen, wie es ohne das Geld von den Eltern weitergehen kann. Respektive ob es weitergehen kann. Nicht ganz so erholend, das ganze. Dafür keine menschenverachtenden Kommentare mehr bei jeder Nachrichtensendung. das zählt ja auch etwas...

Habe es jetzt anscheinend geschafft. Bin allein. Erstaunlicherweise keine Panik. Vermutlich alles eine Frage der Gewöhnung. Muss ich wirklich all meine Prinzipien aufgeben, damit ich irgendwie in irgendeine Rolle passe? Als Sohn? Als Freund? Als Mitarbeiter? Will ich Recht haben oder glücklich sein? Werde ich glücklich sein, wenn ich kein Recht habe? Zu viele, viel zu viele Gedanken.

Allein der Gedanke, dass einem zum Geburtstag mehr Online-Händler als reale Menschen gratulieren werden, sollte mich deprimieren. Tut er aber nicht. Online-Händler reden in der Regel keinen Mist, haben keinen sinisteren oder egoistischen Charakter und lassen einen nicht hängen. Hoffe ich zumindest, bin mir aber auch nicht wirklich sicher.