...aus dem Leben eines nixiskla...
Es war dann der nachgeholte Termin, der eigentlich im Dezember stattfinden sollte, dann für Januar avisiert war und letztendlich mit einer Einladung für Anfang März tatsächlich realisiert wurde. Und weil das bei denen so lange dauert, habe ich dann auch knapp einen Monat gebraucht, um jetzt mal hier davon zu schreiben. Nein, es ist einfach der Entscheidung geschuldet, in schlechten Phasen nicht hier wieder alles voll zu maulen. Ist auch nicht alles toll zurzeit, aber zumindest mag ich wieder schreiben.

Es war also das Fallmanagement, das eingeladen hatte, Sie erinnern sich vielleicht: die nette Dame, die ich beim letzten Termin am liebsten vor Rührung und Begeisterung über ihre Sätze und Berufsauffassung umarmt hätte. Natürlich geisterten mir im Vorfeld wieder die ganzen Geschichten und Berichte und Warnungen über solche Termine im Kopf herum, da nutzt es bei mir auch nichts, dass ich die Person doch eigentlich schon ein wenig kenne und einschätzen kann und daher ein solcher Sinneswandel doch irgendwie sehr, sehr ungewöhnlich wäre. Aber es war ja auch fast ein dreiviertel Jahr vergangen, wer weiß, wer weiß...

Also halt doch ein wenig unter Adrenalin saß ich dann auf der Bank vor dem Sprechzimmer, wie immer ziemlich zu früh, sind ja auch fast ein Kilometer von mir bis zum Rathaus, und konnte so aber noch ein wenig runterfahren. Es gesellten sich nämlich weitere Personen zu mir in den Gang, eine vielleicht knapp zwanzig - eher großzügig geschätzt - und eine so um ein Jahr, leidlich des eigenen Laufens mächtig. Kind war sehr kontaktfreudig und patschte recht schnell an mir herum, was wirklich generell vor solchen Terminen so sein sollte, mich hat das sehr entspannt. Dafür war die Mama sehr, sehr rappelig und - sorry, Buchhaltergen - sehr unorganisiert. Irgendwann hatte sie dann das Kind endgültig auf meinen Beinen drapiert und suchte zwischen Bananen und Keksen in dem Netz unter dem Lenker (wie heißt das denn hinten zum Schieben beim Buggy??) nach den zumindest größtenteils ausgefüllten Formularen. Sie hatte eine Termin bei der Leistungsabteilung und war dann zumindest etwas beruhigter, nachdem ich ihr erzählte, dass die Sachbearbeiterin wirklich sehr nett ist und auch sehr unkompliziert. Ich verschwieg ihr allerdings, dass sich das vielleicht ob der diversen Bananen- und Keksreste an den Formularen auch natürlich anders gestalten könnte, ich hoffte einfach auf die Strahlkraft der kleinen Motte, die würde schon ein paar schmierige und riechende Bananenstücke weglächeln können...

Dann ging die Tür auf, die für mich, es war nämlich 10:00 Uhr, ich wünschte viel Glück, übergab das Kind seiner rechtmäßigen Aufsichtsperson und entledigte mich noch kurz einiger Kekskrümel. Die Sachbearbeiterin war gut vorbereitet und eröffnete gleich mit der Frage, ob sich denn nun endlich mal einer der beiden Vorstellungsgespräche gemeldet habe. Was ich ja verneinen musste, aber eben auch als Einstieg für meinen Bericht über die unternommenen Bemühungen dankend annahm.

Und so kam dann - wie beim ersten Termin auch - eines zum anderen. Ich schilderte meine Bemühungen, sie schilderte mir die Umstrukturierungen im Amt - sie ist jetzt auch noch für Asylbewerber zuständig und dahingehend noch mehr überlastet -, ich begann meine Dackelblickoffensive bezüglich des Personalausweises (erfolglos), sie telefonierte trotzdem sofort mit der entsprechenden Kollegin (ebenfalls erfolglos), ich zerstreute ihre Sorgen bezüglich meiner wirtschaftlichen Situation, soweit mir das im legalen Rahmen irgendwie möglich war, aber sie hat den mehrfachen Hinweis auf meine Eltern wohl verstanden, denke ich. Sie bekundete mir erneut, dass ich sehr untypisch mit meiner immer noch sehr deutlich zu spürenden Unzufriedenheit sei, ich erwiderte erneut, dass ich gar nicht verstünde, wie man mit so einer beschi... Situation nicht unzufrieden sein kann und sagt ihr dann, dass ich auch einfach sehr, sehr mit mir kämpfe, wie lange ich mich noch bewerbe auf meinen Beruf und ob ich nicht einfach einen, irgendeinen halbwegs akzeptablen Job suchen solle. Sie schaute mich an und riet mir ab. Ich solle solange suchen, wie das Sinn mache, respektive genug offene Stellen in dem Bereich am Markt seien, ich würde mich schwarz ärgern, sie habe genug Personen erlebt, die ihren eigentlichen Job aufgegeben hätten und dann in dem anderen Job stecken geblieben wären. Ich müsste mehr Zuversicht haben. Eigentlich hätte ich jetzt gern mal eine Runde geheult und ihr etwas von so gar keiner Zuversicht nach den ganzen Monaten erzählt, dass mir mal wieder der Popo sehr auf Grundeis gehe im Moment und überhaupt alles sehr Verdauungsendprodukt sei. Wir haben es dann aber beim bedeutungsschwangeren Austausch von Blicken belassen. Ich dürfe nicht aufgeben. Wenn ich zurzeit in der wirtschaftlichen Situation nicht absaufe, müsse ich es weiter versuchen. Auch wenn ich jetzt so schaue, als ob ich keinen Sinn darin sehe. Tja...

Dann wurde eine neue Eingliederungsvereinbarung erstellt mit den gleichen Auflagen wie beim ersten Mal, sechs bis acht Bewerbungen pro Monat, monatliche Liste mit den Bemühungen per Mail, alles liefe so weiter wie bisher und dann sagte sie, wir müssten jetzt auch Schluss machen, sonst würde ich meinen Ausweis nicht mehr beantragen können, die Kollegin würde nur bis zwölf arbeiten. Zwölf? Es war in der Tat viertel vor zwölf mittlerweile. Wie schnell 105 Minuten vergehen können.^^

So ging ich dann ziemlich aufgewühlt, aber auch irgendwie ein wenig aufgebaut ein Stockwerk tiefer. Aber das ist dann wohl ein anderer Beitrag hier. Auf dem Boden lagen noch ein paar Krümel, Bananenreste konnte ich keine mehr ausmachen.




bei meinen Termin auf dem Amt sagten sie mir, daß junge Dame untypisch sei, sie sei ja so fröhlich und offen. Die Kinder, die normalerweis emitkommen, wären eher zurückhalten und guckten grimmig. Naja, ich habe ihre Eltern 2 Stunden lang angeschaut und und mal wieder zählte "Genervte Eltern haben genervte Kinder". Das habe ich natürlich nicht gesagt, sondern nur, daß da endlos zu sitzen für Erwachsene ja schon zehrend sei, für Kinder also noch langweilier, trotz Maltisch, da könne man die gute Laune schon mal verlieren.

Also freuen wir uns mal zusammen, daß da eine Freumotte rumlief, deren Mutter vielleicht kekskrümelig ist, aber es schafft, sich nicht hängen zu lassen und ihrem Kind positives mitzugeben.

Ich will jetzt schriftlich haben, daß sie nicht zuständig sind. Notfalls klagefähig.

Solange man handelt, gibt man nicht auf.

Ich könnte jetzt ganz aufreizend dämlich vortragen, dass Sie Ihre Energie vermutlich sinnvoller in die Arbeitssuche investieren sollten... (nicht belehrend gemeint, nur leidlich realistisch)

Also, wenn ich es richtig verstehe: es bestehen keine Ansprüche beim Arbeitsamt, da keine entsprechenden Zeiten für die Anwartschaft (oder so ähnlich) vorliegen, daher kein ALG I. Also bliebe noch ALG II, das aber durch die Existenz einer Bedarfsgemeinschaft blockiert wird, wenn die Mitglieder der entsprechenden Bedarfsgemeinschaft (vulgo Ehepartner oder wahlweise Schatz... :D) ein zu hohes Einkommen haben. Okay, soweit die Sachlage. Das betrifft ja aber lediglich die monetäre Seite.

Ich habe nur noch nicht verstanden, wofür bei der Suche nach einer Stelle die Zuständigkeit geklärt sein muss. Die ist doch lediglich für eine Leistung relevant, nicht aber für einen Job. Da hat mir in der ganzen Zeit aber auch gar keiner praktisch Unterstützung angedeihen lassen. < sarkasmus > Das ist meiner Meinung nach ein weit verbreiteter Irrtum, dass einem das Arbeitsamt oder das Jobcenter bei der Suche nach einem Job behilflich ist, das sind reine Geldverteilungs- und Geldgenehmigungsbehörden.
< /sarkasmus >

Nicht sarkastisch formuliert: eine Zuständigkeit hilft Ihnen doch gar nicht weiter, respektive nur dann, wenn das Einkommen der Bedarfsgemeinschaft entsprechend niedrig ist, aber das hatten die ja auch gesagt. Oder begreife ich es mit meinem kleinen Buchhalterhirn nur nicht? *kopfkratz*

Ihr letztes Satz ist der wichtigste überhaupt. Ich vergesse das auch immer wieder phasenweise.

Stichwort: schulische Umschulung in Teilzeit. Die sollen nicht helfen, die sollen mir "nur" eine Möglichkeit geben, ggf so was zu machen, denn der Arbeitsamtsmensch hatte ganz recht als er sagte, meine Chancen wären mit 4 Kindern und langer Pause mies. Er selber riet zu diesen Teilzeitdingern. Ein befreundeter Arbeitsrechtler meinte, cih sollte mal leiber schriftlich haben, daß keiner zuständig ist, denn wenn es falls Tigergatte nichts neues rechtzeitig finden sollte, ein Zeichen für Eigenbemühungen, welches gefprdert werden kann.
Und im Katastrophenfall äre es doch schön, wenn wir nicht ewig, sondern nur halbewig HartzIV bekommen.

Okay, alles klar. Gut, wenn man jemanden hat, der auch solche Dinge weiß.

Ich würde Ihnen so gern richtig Mut machen, aber im Moment bin ich da nicht so richtig gut drin...
Und mich selber nerven alle Durchhalteparolen auch so unbändig.

Aber: wenn es jemand schafft, dann Sie!

Grad schlägt mein Sinn für Humor zu. Ich soll die nächste Bescheinigung vorlegen, die es nicht gibt (ich war nebenbei selbständig tätig, da gibt es keinen, der mir bestätigen kann, wie lange ich wann gearbeitet habe)

Bin ich jetzt wieder zu beamtenmäßig unterwegs, wenn ich Krankenkasse oder Finanzamt in die Runde werfe?

Elterngeldstelle.

Ich meinte, dass die das doch bestätigen können müssten. ;-)

nee, woher wollen die wissen, wann ich am Schreibtisch gesessen habe oder auf dem Spielplatz was gelesen oder beim Putzen nachgedacht habe?
ich kann anchweisen, wie viel ich evrdient habe, aber nicht, wie lange ich dafür gebraucht habe.

Lösung: ich habe es mir selber bestätigt. Das ist zwar sinnfrei, aber das einzige, was ich anbieten kann.

Na ja, offizielle Meldezeiten bei der KV oder FA = offizielle Dauer der Beschäftigung, so wird es der Gesetzgeber wohl sehen. Selber bescheinigen ist aber bestimmt lustiger...^^

nee, die wollen wissen, wie lange und wann ich täglich geabeitet habe. Vertragslaufzeit haben die schon, aber da steht nichts von Arbeitsstunden drin.

Man lernt nie aus. Jemand, der mit Festanstellung im Büro sitzt, muss doch auch nicht nachweisen, dass er/sie/es wirklich acht Stunden arbeitet und nicht vier Stunden mit dem Kollegen quatscht... Na, dann drücke ich die Daumen, dass man Ihre Eigenbescheinigung anerkennt.

OT
Bevor ich morgen zu sehr in meinen Feiertagsstreß verfall, wünsche ich Ihnen ein frohes Osterfest mit Ihrer Familie. Und daß der Osterhase irgendwo einen neuen Arbeitsplatz für Sie versteckt hat.

Zwar sehr spät, aber immerhin... ;-)

Vielen, lieben Dank! Ich hoffe, wenigstens Sie hatten ein richtig schönes Osterfest.
Damit sind alle Fragen geklärt, nicht wahr?

Nö - aber macht nix.
Schön ja, dazwischen Siechtum. Nun ja...

In wie weit sind Sie denn im Merkel'schen Sinne "mobil", was Ihren Arbeitsplatzwunsch betrifft? (Ich gebe zu, ich bin jetzt nicht alle Postings durchgegangen und habe auch daher nur eine begrenzte Vorstellung, wo Sie sich momentan aufhalten). Ich schätze mal, dass unsere Firma zu weit ab südlich ist. Und die (intern) ausgeschriebene Stelle wahrscheinlich auch nicht ganz auf Ihre Fähigkeiten zutrifft. Projektkaufmann. Hier mal die Kopie der Anforderungen:
Ihr Profil:
Sie besitzen eine abgeschlossene Berufsausbildung als Export-, Industrie- oder Bankkauffrau/-mann oder haben eine vergleichbare Ausbildung. Außerdem verfügen Sie über Erfahrung im Umgang mit internationalen Verträgen sowie über eine mehrjährige Berufserfahrung möglichst im internationalen Anlagenbau/Ingenieur-Consulting
Alternativ haben Sie einen FH- oder Universitätsabschluss mit der Fachrichtung BWL/Business Administration und konnten bereits erste Berufserfahrung in vergleichbaren Bereichen sammeln
Sie besitzen sehr gute Englisch- und Französischkenntnisse in Wort und Schrift und sind in der Lage, in der jeweiligen Sprache Vertragstexte zu verstehen und zu kommentieren
Den sicheren Umgang mit MS-Office (Word, Excel, Outlook) setzen wir voraus. SAP Anwenderkenntnisse (Modul PS, SD und MM) sind wünschenswert. Eine selbständige Arbeitsweise, Flexibilität, Kooperationsvermögen und Teamfähigkeit runden Ihr Profil ab

Falls Interesse bestünde, einfach mal melden. Ach ja, Mail ist Pathologe bei gmail Punkt Komm. Oder eine Antwort hier, habe Sie ja nun abonniert.

Hm, leider passt da nicht so sehr viel.

Bin gelernter Groß- und Außenhandelskaufmann und habe mein komplettes berufliches Leben in Buchhaltungen verbracht, beginnend als 16jähriger Knicker, Locher und Abhefter als Schüleraushilfe bis zum Abteilungsleiter mit fünf Kollegen. Also nix Uni. Nix Französisch in Wort und Schrift. Und definitiv gar nix mit mehrjähriger Berufserfahrung möglichst im internationalen Anlagenbau/Ingenieur-Consulting...

Und die Mobilität wird auch immer problematischer, was ausnahmsweise nicht an mir liegt. ;-) Meine Eltern sind Ende 70, mein Pa hatte mittlerweile mehrere Schlaganfälle und ich bin der Chefeinkäufer, Krankenkassenbeauftragte (Abrechnung PV) und Chauffeur und Schriftführer der beiden. Eine räumliche Trennung weiter als Halbtagesentfernung bedürfte also durchaus ordentlicher Organisation. Momentan ist alles einfach durch meine viele Zeit, wenn ich weg wäre, wäre alles sehr schwierig. Oder zumindest mit eklatanten Veränderungen des Lebensqualität der beiden verbunden.

Man könnte auch noch bei Bedarf emotionale Gründe anführen: meine Ma braucht mich als Gesprächspartner, wenn mein Vater mal nicht so kommunikativ ist, ich bin - so albern es sich in meiner eigenen, so völlig unnormalen Situation auch anhören mag - der normale Gegenpol zur ständigen Ausnahmesituation mit einem ziemlich geschwächten und sehr wesensverändertem Partner, die und der ihr zunehmend zusetzt.

Lebensmittelpunkt ist nahe bei Münster, Bewerbungen schreibe ich vom südlichen Emsland bis zum Ruhrgebiet. Stellenausschreibungen gibt es da auch immer noch genug. Zum Glück. Oder frustrierenderweise leider, wie man möchte...

Vielen, lieben Dank. Trotzdem.

Ich weiß, wie das ist. Wenn man auf dem "Amt" ist und mit Anfang 40 gesagt bekommt "aber Sie wissen ja, dass wir für Sie keinen Job finden können." Weil man Ingenieur ist. Und zu alt für das Berufsleben, das staatlich bestimmt noch zwei Jahre länger dauern soll. In über 20 Jahren. Das war vor 10 Jahren.
Und jetzt, als Expat, bin ich sowieso nicht mehr in Deutschland vermittelbar. Man hat es nicht leicht.

"Groß- und Außenhandelskaufmann"... Moment... das ist das, was das Arbeitsamt sich als Umschulung für mich vorstellen konnte weild er Arbeitsmarkt danach schreit und man allerbeste Berufsaussichten hat...

wieso wundert mich das jetzt nicht mehr?

Das kann durchaus sein, dass der Arbeitsmarkt danach schreit. Ich habe aber niemals in dem eigentlichen Beruf gearbeitet, eben als Kaufmann im Groß- oder Außenhandel - es heißt heute eh anders, oder? Dadurch sollten Sie sich also keinesfalls entmutigen lassen, meine dreiunddrölfzig Bewerbungen waren/sind allesamt für Buchhaltung und/oder ähnliches.

Es war seinerzeit mehr oder minder Zufall, dass es dieser Kaufmann wurde. Als ich mein Studium abbrechen wollte, bot mir die Firma, in der ich seit Schulzeiten als Aushilfe gearbeitet hatte, an, dort möglichst schnell und geräuschlos eine Ausbildung zu machen. Ich sagte zu, der GF beantragte einen Ausbilderschein und ich machte in der kürzestmöglichen Zeit meine Ausbildung. Nicht ganz wie das Jodeldiplom, aber der Spruch vom Chef war der identische: "Da hast Du dann erst mal 'was!". Berufsschulpflichtig war ich nicht und so konnte ich im Februar 1991 beginnen und im Januar 1993 die Prüfung machen. Und da die Firma seinerzeit mit Tigerenten und Kunstpostkarten (Janosch, Helme Heine) handelte, wurde es eben der Groß- und Außenhandelskaufmann.

Das heißt immer noch so. Alles andere heißt anders, nur das ist gebliebe.

Das war nicht unbedingt mein innerster Herzenswunsch, aber eine Reihe von Gründen machen eine Rückkehr in den akademischen Arbeitsmarkt unwahrscheinlich und unattraktiv.
Da ich als Berufsrückkehrerin nach Familienzeit förderungswürdig weil schwer vermittelbar bin, es also "nur noch" hieß, eine geeignete Umschulung zu finden, endete ich bei der Kauffrau für Groß- und Außenhandel, auf die konnten das Arbeitsamt und ich uns einigen. Da sollen die Berufschancen nämlich ganz toll sein- sagte der gleiche Mensch, der vorher vorgeschlagen hatte, ich könne doch Lagermuckelin werden oder Tagesmutter oder vielleicht Uni-Dozentin. Mein Vertrauen in diese Maßnahme ist eh nur begrenzt- das wurde von Leuten vorgeschlagen, die diplomierte Übersetzer zu Gabelstaplerfahrern fortbilden wollen!

Die stinknormale Bürokauffrau (die heute anders heißt, und zwar schon zum 2. Mal) wäre mir lieber gewesen, dafür hatte ich nämlich eine Stelle in Aussicht...

@ cassandra: Und wieso lässt die Agentur für Absurdes Sie nicht Kauffrau für Büromanagement* werden?

* Die bisherigen drei Büroberufe - Kaufmann für Bürokommunikation, Bürokaufmann und Fachangestellter für Bürokommunikation - werden jetzt zum Kaufmann für Büromanagement zusammengelegt.

Weil die Agentur gegen Arbeit sich das so in den Kopf gesetzt hat. Diesen Irrsinn begreifen zu wollen ist was für die breite Palette therapeutischer Berufe, die mich noch nie gereizt hat.
Grundsätzlich lassen tun sie mich, sie wollen es nur nicht fördern. Da ich auf Teilzeit angewiesen bin und Ausblidungen in Teilzeit zwar möglich, aber unüblich sind, läuft das auf eine schulische Umschulung hinaus. Stichwort ESF und so weiter.

Ich hätte eine Stelle als Bürokauffrau (und zumindest die Zuständige sprach hartnäcklig von Bürokauffrau und ich werde mich dadrüber ganz sicher nicht mit dem Boss-in-spe streiten) in Aussicht gehabt weil die Inhaberin in etwa 3 Jahren in Rente gehen will und ich die Unter-Chefin über den Kindergarten kenne und sie mich drauf ansprach, daß sie dummerweise nicht ausbilden. Aber das war nicht zugkräftig. Der Arbeitsmarkt sei übersättigt mit Bürokauffrauen/Kauffrauen für Bürokommunikation (und wahrscheinlich auch in 3 Jahren mit Kauffrauen für Büromanagement), das fördern sie grundsätzlich nicht. Macht das Sinn? Ich weiß es nicht mehr...

Die selbstgesuchte Stelle (ich hatte was in Teilzeit gefunden und mache diese Woche Praktikum, um zu gucken, ob das klappt) fanden sie auch doof. Keine Zukunftsaussichten, da würden sie mir wirklich zum Groß- und Außenhandel raten, weil da die Aussichten ganz großartig seien.
Naja, "was mit Medien" ist ja bekanntlich ein echt totes Ende :-)

"Was mit Meedchen" lohnt sich sowieso nur noch für Zuhälter.
Die Agentur für außergewöhnliche Entscheidungen macht ihrem Namen alle Ehre, hörte (oder las?) ich doch neulich, man habe einen IT-Admin zur Überbrückung in einen Excel-Kurs gesteckt. Muss man nicht verstehen.
Im Endeffekt lief es bei mir ähnlich. Zwei Monate vor Eintritt in die Hartz-IV-Umlaufbahn bewarb ich mich auf eine Stelle als Freelancer "im nördlichen Afrika" und bekam den Job. Unabhängig von der Arbeitsagentur, die mir bis zu jenem Zeitpunkt nicht eine einzige Stelle vermittelte, geschweige denn irgendwelche Bewerbungsversuche vorschrieb. Ab da ging es dann im Ausland weiter. War und ist aber nicht einfach, weniger der Eltern wegen, sondern der Kinder.

Ich werde, wenn das durch ist, ein Buch schreiben. Angefangen mit dem gar erheiternden Ratschlag des Fachpersonals, ich könne mich ja mal als Dozentin an der Uni bewerben, die haben doch ganz bestimmt Bedarf, über den Ratschlag, doch noch mal neu zu studieren ("Dieses Mal dann was Zukuftsorientiertes") bis hin zum Vermittlungsversuch als Lagerarbeiterin oder der Frage, ob ich mich nicht selbständig machen möchte.

Ich fragte nach Umschulung (diese Szenarien hatte ich bis auf Lagerarbeiterin und Selbständigkeit schon durchgespielt und verworfen) und erhielt die Auskunft, das wäre völlig unmöglich, da ich kein ALG1 bekomme wegen Familienphase. Erst mal müsse ich ein Jahr sozialversicherungspflichtig arbeiten, dann könne das genehmigt werden falls ich nach diesem Jahr wieder abreitslos werden sollte. Sollten wir HartzIV bekommen (also Tigergatte vor Ablauf der Frist nichts gefunden ahben) wäre das was anderes, da habe man ja ganz andere Chancen und Möglichkeiten. Ich solle im Zweifelsfall einfach so lange warten, mit 4 Kindern habe ich ja genug zu tun.
Ich fragte nach, das betreffe ja jede Mutter und jeden Vater, der länger als ein Jahr pausiert hat wegen Familie und die Rückkehr an den Arbeitsmarkt soll doch gefördert werden, ggf auch mit Neuqualifizierung. Ja, eine klare Gesetzeslücke, da sind ihnen die Hände gebunden, geht gar nicht.
Nun ja, das stellte sich als Falschauskunft raus.

Ich bin nur noch froh, wenn das durch ist. Es war bisher nicht geeignet, meine Meinung über Selbstverwirklichung durch Berufsarbeit zu ändern.

Die Agentur für Absurdes wie auch die ARGE arbeiten beide häufig mit Zeitverträgen und Fachfremden, deshalb trifft man entsprechend häufig auch auf Leute, die sich mit Berufen, dem Arbeitsmarkt und den Förderprogrammen nicht gut auskennen.

Wegen dieses Jobs in der Firma, deren Unterchefin Sie kennen: Vielleicht weiß die IHK da Rat, wie das Unternehmen Sie trotzdem ausbilden kann. Sprechen Sie doch mal mit der IHK und der Unterchefin. Ich kenne Fälle, wo ein Betrieb übergangsweise auch ohne Ausbilderschein ausbilden durfte. Diese Firma zahlt schließlich Kammerbeiträge und in den Kammern sitzen Leute, die sich auskennen und auch weiterhelfen.

Das neue Berufsbild Kaufmann/-frau für Büromanagement wird zum 1. August 2014 eingeführt. Wahrscheinlich ist die Mitarbeiterin, die in drei Jahren in Rente geht, Bürokauffrau, deshalb nennen die das in der Firma auch noch so, auch wenn es seither auch die Fachkräfte sowie die Kaufleute für Bürokommunikation gibt. Es sind halt drei verschiedene Berufe, aus denen künftig einer wird.

Die sehen bei sich wohl weniger Möglichkeiten, auszubilden.

Die Unterchefin ging davon aus, daß ich so was in der Richtung gelernt haben muß, ich schreibe doch immer Protokoll und wäre absolut rechtschreib- und grammatikfit, das habe immer so gewirkt als habe ich das gelernt, und als sie hörte, daß ich was suche, redeten wir drüber. Sie würden da aber im Zweifelsfall auch eine Gróß- und Außenhandelshandelskauffrau nehmen, was doch schon mal gut ist. Buchführung ist das Zauberwort und davon habe ich leider wenig Ahnung, es reicht, um das eigene Konto in Ordnung zu halten, das war's aber auch.

Vielleicht bewerbe ich mich mal beim Amt für Arbeitslosenverwaltung :-)
Die Wegstrecke wäre perfekt.

Für das Amt für Arbeitslosenverwaltung müssten Sie allerdings Ihre Fähigkeiten in Kundenfrustration noch perfektionieren. Das funktioniert am besten im Training mit pubertierenden Kindern, aber das dauert bei Ihnen ja noch etwas. ;-)

Ich kann Inkompetenz simulieren und dabei kompetent wirken :-)

Wir sprachen aber doch von einem Bürokauffraujob und nicht von einer Position im Bundestag, oder?

och, ich nehme auch den Bundestag, ich bin da flexibel und wenig anspruchsvoll.

Eigentlich sprachen wir (also ich) grad von der Option, im Arbeitsamt zu rabotten. So als Beraterin oder Fallmanagerin oder wie auch immer das heißt. Ratschläge geben und dabei kucken, als wäre es wohldurchdacht wenn man dem IT-ler einen Excel-Kurs verpaßt:
"Herr Meier, ich sehe, Sie haben da eine Lücke. Computerkenntnisse sind in der heutigen Arbeitswelt aber ein Muß, ohne geht das heutzutage gar nicht mehr, da muß man immer auf dem allerneuesten Stand bleiben und sich fortbilden. Wir haben da eine sehr gute Qualifizierungsoption, die immer gern genommen wird. Ein Kurs in Excel, dafür gibt es auch ein Zertifikat am Ende, das macht sich in der Mappe immer gut. Wenn Sie sich damit überfordert fühlen, dann können Sie auch den Office-Einsteiger-Kurs vorher belegen. Der dauert drei Monate, jeden Tag 4 Stunden, da kommt man auch wieder ins Arbeiten rein und gewöhnt sich an das Regelmäßige. Was halten Sie davon?"

http://www.volkswagenstiftung.de/stiftung/stellenangebote/mitarbeiterin-im-rechnungswesen-und-controlling.html

Wäre das von der Entfernung okay?
Wäre das was für Sie?
Ich weiß, da steht was von Studium, aber was haben Sie zu verlieren?
Oder Sie probieren es mit einer Initiativbewerbung für eine Etage drunter.

Vielen Dank für die Mühe und sorry, da passt eigentlich nichts. ;-)

Hannover liegt nicht wirklich in meinem Einzugsbereich, außerdem suchen die einen BWLer, Stellenprofil hat nichts mit Buchhaltung zu tun.