...aus dem Leben eines nixiskla...
Auf einem Flur um 10:45 Uhr. Ich stehe vor einer Pinwand. "Tafel jetzt jeden Mittwoch", "Kleidermarkt der Diakonie", "Minderjährig und schwanger?", "Wohnung dringend gesucht". Es geht mir mal wieder sofort sehr nahe. ALLES geht mir sofort sehr nahe. Wenigstens kann ich nicht mehr minderjährig und schwanger werden, auch schon mal 'was. Eine Tür geht auf. Eine Frau betritt den Flur.

Sie: "Auf wen warten Sie denn hier?"
Ich: "Ich habe einen Termin um 11:00 Uhr. Bei Frau X.."
Sie: "Das bin ich. Das ist ja prima, dann kann ich nachher ja früher zur Mittagspause. Kommen Sie mal gleich mit rein."

Ich folge, in entspannterer (für mich) Situation hätte ich noch gern ein "Immer gern zu Diensten!" hinterhergeflötet. Oder "Man tut ja, was man kann.". Ich nicke also stumm.

Sie: "Was kann ich für Sie tun?"

Ich schaue etwas hilflos. Auf dem Schild neben der Tür steht unter dem Namen der mir gegenübersitzenden Frau "Leistungsgewährung für Arbeitslose, H-P". Aber sie erwartet auch irgendwie gar keine Antwort, steht auf und holt aus dem Nebenbüro diverse Formulare, erklärt diese dann. Mir lag "Okay, das kenne ich schon." auf den Lippen, weil ich ja 2007 hier schon mal saß. Bei der gleichen Sachbearbeiterin übrigens. Aber damals war der Fachbereich noch deutlich kleiner. Bin aber wohl trotzdem nicht in Erinnerung geblieben. Was soll sie auch sagen? "Ach, Herr Wajakla, schön Sie wieder zu sehen!!" Küsschen links, Küsschen rechts? Eine Uhr piept, es ist 11:00 Uhr. Sie schaut mich vorwurfsvoll an.

Sie: "Sie sind zu früh."

Ich: "Ja, äh...."

Dann werden noch Kopien des Ausweises, der Krankenkassenkarte und der Bankkarte gemacht. Neuer Termin in einer Woche, 10:00 Uhr. Ich bin dann nächste Woche pünktlich.




Wie man es macht, man macht es verkehrt bei diesen Leuten...

ich habe da ja auch ein bißchen Erfahrung mit. Mein Sachbearbeiter wollte zwischendrin Bescheinigungen, die es nicht gab. Also brachte ich eine Bescheinigung, daß es diese Bescheinigung nicht gäbe, an.

Man hat das Gefühl, daß man sofort zu einer Sorte Mensch wird, die gar nichts kann und drigend sozialpädagogische Hilfe braucht. Die Dame, die er dann zwecks Hausbesuch bei uns vorbeischickte, war dann überrascht als sie statt des (erwarteten) verlotterten HartzIV-Haushaltes eine eigentlich relativ durchschnittliche Frau vorfand, die weder Hilfe brauchte um einen Hauptschulabschluß zu bekommen (Broschüren hatte sie dabei) noch unter Alkoholproblemen litt oder was auch immer.

Sie war einfach etwas verwirrt, glaube ich. Dabei dachte ich, ich sei viel verwirrter, ob der emotionalen Anspannung. So täuscht man sich.

Per se war alles okay, nu' ist sie auch noch erkrankt und der Termin auf morgen verschoben. Und ich wurde rechtzeitig Montag morgens angerufen und angemailt, dass es einem leid tue und der Termin und überhaupt.

20 Seiten Antrag ausgefüllt und 50 Seiten kopierte Anlagen dazu, dafür reicht ein Hauptschulabschluss vermutlich auch nicht mehr zur Bearbeitung... Letztens gelesen: Gemeinden passen sich der Wirtschaft an: ALGII ab jetzt nur noch mit Abitur als Vorraussetzung. Ach, das ist alles schon ganz schön doof...und per se auch so knochentrocken und komplett unlustig.