...aus dem Leben eines nixiskla...
Am vergangenen Montag habe ich mit dem Mann telefoniert, der mit mir das Vorstellungsgespräch vereinbart hatte. Er sei überraschend anderweitig verhindert gewesen. Ja, überraschend anderweitig, das hat er wörtlich gesagt. Seine Mitarbeiterin sei allerdings keinesfalls nicht im Thema gewesen, da habe ich einen falschen Eindruck gewonnen. Und überhaupt, er sei sich im Moment nicht wirklich sicher, ob er überhaupt so eine Stelle als Buchhalter einrichten wolle. Es sei also auch noch keine Entscheidung gegen mich gefallen, es sei eben bisher gar keine Entscheidung getroffen. Ich bin aber definitiv einer der ersten Ansprechpartner, sollte es dazu kommen.

Habe mich freundlich bedankt. Mehr nicht, nicht mal mehr aufgeregt hinterher. Es lohnt sich vermutlich nicht wirklich, es ändert doch nichts am Ergebnis. War nur irgendwie ganz leer. So im Kopf und irgendwie auch körperlich. Solche Aktionen ziehen so unglaublich viel Energie. Man macht eigentlich kaum etwas und ist trotzdem erschöpft wie nach einer anstrengenden Woche Arbeit. Es nervt.


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Nach dem Telefonat in die Zahnklinik. Fäden ziehen. Fünf giggelnde Studentinnen fragen, ob sie zuschauen dürfen, letztendlich zieht eine von ihnen die Fäden. Leider war die Entzündung im Unterkiefer heftiger unterwegs als gehofft, vermutlich müssen auf der gegenüberliegenden Seite auch noch zwei Zähne gezogen werden, die Knochensubstanz sei angegriffen, ich habe nicht so richtig zugehört, war in Gedanken immer noch bei dem Telefonat und ärgerte mich gerade, wieso ich dem Typen nicht gesagt habe, ja, sicher benötigen Sie so eine Stelle für Ihre Unternehmen. Und ich bin der exakt richtige Mann dafür. Blabla. Was, warum denn die auch ziehen?! Die Knochensubstanz sei angegriffen, vermutlich würden die über kurz oder lang ausfallen, da können wir jetzt auch gleich komplett sanieren, wenn wir doch eh schon dabei sind. Sie wissen gar nicht, was ich für ein großartiger Buchhalter bin. Gerade die Koordinierung und bilanzielle Konsolidierung mehrerer selbstständiger Unternehmen gehörte die letzten Jahre immer...ja, wenn Sie das sagen, dann machen wir doch gleich einen Termin und weg mit den beiden. Wie gesagt: ich bin großartig. Im Zähne ziehen lassen. 06.02., 09:00 Uhr. Großartig, danke, wie das klappt mit den Terminen.


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Dienstag der wöchentliche Termin bei der Bewährungshelferin Maßnahme. Auch mündlich den Nachweis der Eigenbemühungen erbracht und vom Telefonat berichtet. So ein Arsch. Sagt sie. Und hat vermutlich sogar recht. Zähne sanieren sei übrigens prima bei Hartz IV, sagt sie auch, es gibt bei den Krankenkassen eine entsprechende Härtefallregelung, die einem die komplette Übernahme der Kosten garantiert. Wer hätte damit gerechnet. Im Grunde war ich davon ausgegangen, dass das auch schon mit 0,53 Cent pro Monat im ALG II enthalten ist...^^ Also werde ich das Thema Zähne jetzt wohl komplett angehen, bis die tolle Ärztin sagt, dass alles okay sei. Bin immer noch erstaunt, dass dieses im Realleben fiese und vor allem teure Thema so unproblematisch geregelt sein soll.


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Die letzten Tage waren schlimm. Der Freund fehlt manchmal einfach enorm. Ich kann das ruhig so schreiben, eine seiner letzten Mails lautete: "Hallo, Ich habe Deinen Blog aus dem RSS-Reader rausgenommen,will nicht den Eindruck entstehen lassen,dass ich Dich beobachte oder was auch immer." und dann hat er das auch gemacht. Er war in den Jahren, in denen ich keinen Kontakt zu meiner Familie hatte, einfach der komplette Familienersatz auf allen Positionen. Ich habe bei allen Problemen oder auch nur Fragen immer zuerst ihn nach seiner Meinung gefragt. In den letzten Monaten vor dem großen Knall ließ er dann häufiger durchblicken, dass das doch eigentlich egal sei, was er sage, ich mache doch nur, was ich wolle. Ein häufiger Diskussionspunkt. Na klar mache ich das, was ich will, ich bin allein, niemandem verantwortlich, ich habe immer das gemacht, was ausschließlich ich will. Aber doch immer, nachdem ich seine Meinung eingeholt habe. Dass unsere Meinungen häufig sehr weit auseinander lagen, war doch auch eigentlich immer klar, er Beamter, verheiratet, Kinder, ich freie Wirtschaft oder am Ende eben ohne Job, ohne Beziehung, ohne Kinder. Da kommt man zwangsläufig zu anderen Entscheidungen. Ich konnte wohl nie wirklich klar machen, wie wichtig seine Meinung war, auch wenn ich sie schon vorher kannte und er meine ja auch. Dass es wichtig war, dass er es wusste, auch wenn er es nicht gut heißen würde. Und selten unterstützte, sondern eigentlich immer mahnte und warnte. Aber so war es eben. Und es war okay für mich. Für ihn aber wohl nicht. Dreck. Elendiger Dreck.