Am vergangenen Montag habe ich mit dem Mann telefoniert, der mit mir das Vorstellungsgespräch vereinbart hatte. Er sei überraschend anderweitig verhindert gewesen. Ja, überraschend anderweitig, das hat er wörtlich gesagt. Seine Mitarbeiterin sei allerdings keinesfalls nicht im Thema gewesen, da habe ich einen falschen Eindruck gewonnen. Und überhaupt, er sei sich im Moment nicht wirklich sicher, ob er überhaupt so eine Stelle als Buchhalter einrichten wolle. Es sei also auch noch keine Entscheidung gegen mich gefallen, es sei eben bisher gar keine Entscheidung getroffen. Ich bin aber definitiv einer der ersten Ansprechpartner, sollte es dazu kommen.
Habe mich freundlich bedankt. Mehr nicht, nicht mal mehr aufgeregt hinterher. Es lohnt sich vermutlich nicht wirklich, es ändert doch nichts am Ergebnis. War nur irgendwie ganz leer. So im Kopf und irgendwie auch körperlich. Solche Aktionen ziehen so unglaublich viel Energie. Man macht eigentlich kaum etwas und ist trotzdem erschöpft wie nach einer anstrengenden Woche Arbeit. Es nervt.
*****
Nach dem Telefonat in die Zahnklinik. Fäden ziehen. Fünf giggelnde Studentinnen fragen, ob sie zuschauen dürfen, letztendlich zieht eine von ihnen die Fäden. Leider war die Entzündung im Unterkiefer heftiger unterwegs als gehofft, vermutlich müssen auf der gegenüberliegenden Seite auch noch zwei Zähne gezogen werden, die Knochensubstanz sei angegriffen, ich habe nicht so richtig zugehört, war in Gedanken immer noch bei dem Telefonat und ärgerte mich gerade, wieso ich dem Typen nicht gesagt habe, ja, sicher benötigen Sie so eine Stelle für Ihre Unternehmen. Und ich bin der exakt richtige Mann dafür. Blabla. Was, warum denn die auch ziehen?! Die Knochensubstanz sei angegriffen, vermutlich würden die über kurz oder lang ausfallen, da können wir jetzt auch gleich komplett sanieren, wenn wir doch eh schon dabei sind. Sie wissen gar nicht, was ich für ein großartiger Buchhalter bin. Gerade die Koordinierung und bilanzielle Konsolidierung mehrerer selbstständiger Unternehmen gehörte die letzten Jahre immer...ja, wenn Sie das sagen, dann machen wir doch gleich einen Termin und weg mit den beiden. Wie gesagt: ich bin großartig. Im Zähne ziehen lassen. 06.02., 09:00 Uhr. Großartig, danke, wie das klappt mit den Terminen.
*****
Dienstag der wöchentliche Termin bei derBewährungshelferin Maßnahme. Auch mündlich den Nachweis der Eigenbemühungen erbracht und vom Telefonat berichtet. So ein Arsch. Sagt sie. Und hat vermutlich sogar recht. Zähne sanieren sei übrigens prima bei Hartz IV, sagt sie auch, es gibt bei den Krankenkassen eine entsprechende Härtefallregelung, die einem die komplette Übernahme der Kosten garantiert. Wer hätte damit gerechnet. Im Grunde war ich davon ausgegangen, dass das auch schon mit 0,53 Cent pro Monat im ALG II enthalten ist...^^ Also werde ich das Thema Zähne jetzt wohl komplett angehen, bis die tolle Ärztin sagt, dass alles okay sei. Bin immer noch erstaunt, dass dieses im Realleben fiese und vor allem teure Thema so unproblematisch geregelt sein soll.
*****
Die letzten Tage waren schlimm. Der Freund fehlt manchmal einfach enorm. Ich kann das ruhig so schreiben, eine seiner letzten Mails lautete: "Hallo, Ich habe Deinen Blog aus dem RSS-Reader rausgenommen,will nicht den Eindruck entstehen lassen,dass ich Dich beobachte oder was auch immer." und dann hat er das auch gemacht. Er war in den Jahren, in denen ich keinen Kontakt zu meiner Familie hatte, einfach der komplette Familienersatz auf allen Positionen. Ich habe bei allen Problemen oder auch nur Fragen immer zuerst ihn nach seiner Meinung gefragt. In den letzten Monaten vor dem großen Knall ließ er dann häufiger durchblicken, dass das doch eigentlich egal sei, was er sage, ich mache doch nur, was ich wolle. Ein häufiger Diskussionspunkt. Na klar mache ich das, was ich will, ich bin allein, niemandem verantwortlich, ich habe immer das gemacht, was ausschließlich ich will. Aber doch immer, nachdem ich seine Meinung eingeholt habe. Dass unsere Meinungen häufig sehr weit auseinander lagen, war doch auch eigentlich immer klar, er Beamter, verheiratet, Kinder, ich freie Wirtschaft oder am Ende eben ohne Job, ohne Beziehung, ohne Kinder. Da kommt man zwangsläufig zu anderen Entscheidungen. Ich konnte wohl nie wirklich klar machen, wie wichtig seine Meinung war, auch wenn ich sie schon vorher kannte und er meine ja auch. Dass es wichtig war, dass er es wusste, auch wenn er es nicht gut heißen würde. Und selten unterstützte, sondern eigentlich immer mahnte und warnte. Aber so war es eben. Und es war okay für mich. Für ihn aber wohl nicht. Dreck. Elendiger Dreck.
Habe mich freundlich bedankt. Mehr nicht, nicht mal mehr aufgeregt hinterher. Es lohnt sich vermutlich nicht wirklich, es ändert doch nichts am Ergebnis. War nur irgendwie ganz leer. So im Kopf und irgendwie auch körperlich. Solche Aktionen ziehen so unglaublich viel Energie. Man macht eigentlich kaum etwas und ist trotzdem erschöpft wie nach einer anstrengenden Woche Arbeit. Es nervt.
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Nach dem Telefonat in die Zahnklinik. Fäden ziehen. Fünf giggelnde Studentinnen fragen, ob sie zuschauen dürfen, letztendlich zieht eine von ihnen die Fäden. Leider war die Entzündung im Unterkiefer heftiger unterwegs als gehofft, vermutlich müssen auf der gegenüberliegenden Seite auch noch zwei Zähne gezogen werden, die Knochensubstanz sei angegriffen, ich habe nicht so richtig zugehört, war in Gedanken immer noch bei dem Telefonat und ärgerte mich gerade, wieso ich dem Typen nicht gesagt habe, ja, sicher benötigen Sie so eine Stelle für Ihre Unternehmen. Und ich bin der exakt richtige Mann dafür. Blabla. Was, warum denn die auch ziehen?! Die Knochensubstanz sei angegriffen, vermutlich würden die über kurz oder lang ausfallen, da können wir jetzt auch gleich komplett sanieren, wenn wir doch eh schon dabei sind. Sie wissen gar nicht, was ich für ein großartiger Buchhalter bin. Gerade die Koordinierung und bilanzielle Konsolidierung mehrerer selbstständiger Unternehmen gehörte die letzten Jahre immer...ja, wenn Sie das sagen, dann machen wir doch gleich einen Termin und weg mit den beiden. Wie gesagt: ich bin großartig. Im Zähne ziehen lassen. 06.02., 09:00 Uhr. Großartig, danke, wie das klappt mit den Terminen.
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Dienstag der wöchentliche Termin bei der
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Die letzten Tage waren schlimm. Der Freund fehlt manchmal einfach enorm. Ich kann das ruhig so schreiben, eine seiner letzten Mails lautete: "Hallo, Ich habe Deinen Blog aus dem RSS-Reader rausgenommen,will nicht den Eindruck entstehen lassen,dass ich Dich beobachte oder was auch immer." und dann hat er das auch gemacht. Er war in den Jahren, in denen ich keinen Kontakt zu meiner Familie hatte, einfach der komplette Familienersatz auf allen Positionen. Ich habe bei allen Problemen oder auch nur Fragen immer zuerst ihn nach seiner Meinung gefragt. In den letzten Monaten vor dem großen Knall ließ er dann häufiger durchblicken, dass das doch eigentlich egal sei, was er sage, ich mache doch nur, was ich wolle. Ein häufiger Diskussionspunkt. Na klar mache ich das, was ich will, ich bin allein, niemandem verantwortlich, ich habe immer das gemacht, was ausschließlich ich will. Aber doch immer, nachdem ich seine Meinung eingeholt habe. Dass unsere Meinungen häufig sehr weit auseinander lagen, war doch auch eigentlich immer klar, er Beamter, verheiratet, Kinder, ich freie Wirtschaft oder am Ende eben ohne Job, ohne Beziehung, ohne Kinder. Da kommt man zwangsläufig zu anderen Entscheidungen. Ich konnte wohl nie wirklich klar machen, wie wichtig seine Meinung war, auch wenn ich sie schon vorher kannte und er meine ja auch. Dass es wichtig war, dass er es wusste, auch wenn er es nicht gut heißen würde. Und selten unterstützte, sondern eigentlich immer mahnte und warnte. Aber so war es eben. Und es war okay für mich. Für ihn aber wohl nicht. Dreck. Elendiger Dreck.
Endlich! Ich habe doch noch etwas gefunden in meinem Leben, das ich neben dem Bücher halten wirklich ganz gut kann. Also, exakter formuliert: mit mir machen lassen kann. Und zwar handelt es sich um das Zähne ziehen.
Pünktlich zu Ostern entwickelte sich an meinem linken Unterkiefer eine respektable Schwellung, die sich innerhalb von zwei Tagen derart prächtig machte, dass mir am Ostersonntagmorgen keine andere Wahl blieb, als den zähnärztlichen Notdienst aufzusuchen. Ich könnte jetzt noch ellenlang ausführen, dass ich ganz miese Angst vor diesen Arztbesuchen habe. Bei meinem Hausarzt könnte ich ja direkt einziehen, aber einem Zahnarzt, respektive einer Zahnärztin, bringe ich leider nur Abneigung entgegen. Eigentlich eher den damit in der Regel verbundenen Schmerzen, weniger der Person an und für sich. Aber egal: sobald der Stuhl nach hinten geht, bin ich klitschnass und nur noch begrenzt zurechnungsfähig.
Es war allerdings auch klar, dass es dieses Mal kein Entrinnen gab, sollte mir diesereitergefüllte Ballon, ach wir wollen uns das lieber gar nicht ausmalen... Ich landete also in einer Praxis, die zwar Notdienst hatte, allerdings ansonsten eher wie ein Hipster-Lädchen in bester Lage aussah. Sie ist zumindest in bester City-Lage, ist in einem Ladengeschäft (mit Schaufenster!!) und es trugen auch alle die entsprechenden Brillen und Bärte. Allerdings auch weiße Kittel.
Eine dieser unglaublich jungen Kittelträgerinnen (mit schwarzer undviel zu großer modischer Brille) betastete mittelmäßig vorsichtig von hinten meine beiden Kieferhälften und gab nur nicht wirklich zu ihrem adretten Äußeren passende Grunzlaute von sich. Da würde sie sich nicht dran wagen, die Entzündung habe schon den Kiefer nach unten umschlossen und sie überweise mich jetzt an die Zahnklinik.
Also fuhr ich zur "Liegendaufnahme Ost" des örtlichen Universitätsklinikums, meldete mich zwischen Herzinfarkten und Armbrüchen an - was das eigene Leid übrigens dann doch sehr relativiert, wenn im angrenzenden Behandlungsraum gerade drei Ärzte samt Defibrillator an einem Patienten 'rumhantieren - und durfte dann in den 14. Stock in die Abteilung mit dem wohlklingenden Namen "Mund-, Kiefer- und Gesichtschirurgie". Dort herrschte weniger Hipsterbetrieb und es roch sogar anständig nach Arzt oder eben nach Krankenhaus. Meine mit gebrochener Stimme vorgetragene Begrüßungsformel "Ich habe Angst vor Zahnarztbesuchen..." - "Guten Tag" erschien mir nicht angemessen, es war definitiv kein guter Tag - wurde mit einem freundlichen "Dann sind Sie bei mir genau richtig. Ich bin nämlich Kieferchirurg und kein Zahnarzt." erwidert.
Ich kürze mal ab: der Abzeß wurde eröffnet und behandelt. Die Schmerzen waren zu ertragen. Okay, das kann aber auch an den diversen Spritzen gelegen haben, die ich eingefordert hatte. Der Arzt war sehr nett, wirklich nett, kündigte mir beim Nachfolgetermin am nächsten Morgen allerdings an, dass diese Entzündung schon länger gearbeitet haben müsse, die Zähne an der Seite seien in Mitleidenschaft gezogen und, apropos in Mitleidenschaft gezogen, die müßten auch tatsächlich vermutlich gezogen werden. Große Freude meinerseits. Bei welchem Zahnarzt ich denn sonst in Behandlung sei. Tja, da waren sie wieder, diese riesigen Tropfen auf der Stirn, nun, ehrlich gesagt, bei gar keinem aktuell und zu dem letzten möchte ich eigentlich auch nie wieder...
Tja, und so bin ich jetzt im Fanclub des "Zentrum für Zahn-, Mund- und Kieferheilkunde" als Teil unseres Universitätsklinikums. Die machen nämlich nicht nur neue Kiefer bei Bedarf, sondern auch ganz reguläre Zahnbehandlungen wie ein fieser Zahnarzt eben auch. Nur eben alles viel größer, viel mehr Ärzte, viele tolle 3D-Farbröntgengeräte, viel mehr Betäubung, bis man nur noch grenzdebil grinst.
Die meisten hassen so etwas vermutlich, für mich ist es definitiv genau das richtige. Immer einen Studenten mit am Stuhl, bisher immer pünktlich auf die Minute. Und so kamen dann dort im OP am letzten Donnerstag vier Zähne auf einen Schlag raus. Das war definitiv nicht schön, aber seltsamerweise fühlte ich mich unter dem grünen Tuch mit Häubchen und einem Arzt zur Linken und der behandelnden Ärztin zur Rechten, einem Studenten am Kopf- und einer Schwester am Fußende sehr, sehr gut aufgehoben.
Und das allerbester dabei: ich scheine Talent dafür zu haben. Mir wurde eine gepflegte Schwellung bis zum Sonntag prognostiziert und eine charmante Dosis an Schmerzmitteln offeriert und das eine trat nicht ein und das andere wurde nur am ersten Tag benötigt. Es war also wirklich okay. Zur Zeit baumeln mir noch reichlich Fäden im Mund, die werden am kommenden Montag gezogen. Und dann werden wir uns wohl über das charmante Thema Zahnersatz unterhalten. Das mir schon beim ersten Termin im Magen lag, mir macht so etwas ja immer Sorgen und so hatte ich der Ärztin gleich gesagt, dass ich mit der Zuzahlung momentan Schwierigkeiten habe, da ich arbeitslos sei. Sehr unangenehm, solche Aussagen, aber was nützt es. Sie sagte, darüber solle ich mir keinen Kopf machen, das würden wir schon geregelt bekommen im Rahmen einer Studentenbehandlung. Erleichterung. Unangenehmes Thema für mich, locker gelöst von der jungen Frau, die mir jetzt noch ein paar Mal im Mund rumhampelt, bis alles in der Reihe ist.
Es gibt momentan - oder auch seit Jahren - wenig positives oder aufbauendes, aber dass ich jetzt anscheinend mit einem leichten Anflug von Begeisterung diese miese Angst vor dem Zahnarztbesuch überwunden zu haben scheine, macht mich ein ganz klein wenig lächeln.
*****
Und dann war da ja heute morgen noch ein wichtiger Termin. Das Vorstellungsgespräch. Das war dann so wichtig, dass der eigentliche Ansprechpartner um zehn nicht da war. Und auch nicht um viertel nach zehn. Es erbarmte sich dann eine Dame, die sich als Geschäftsleiterin vorstellte, aber per se eigentlich nicht wirklich im Thema war. Sie wollte mich aber wohl nicht einfach so sang- und klanglos nach Hause schicken, fragte dann also pflichtschuldigst all das ab, was eh schon im Anschreiben und dem Lebenslauf steht, ihr aber ja nicht vorlag und sie vermutlich auch nicht interessierte. Tjoa, und nach einer knappen halben Stunde waren wir dann durch, Herr X. wird sich dann bestimmt noch bei Ihnen melden, vielen Dank und tschüß.
Wenn man nicht eh schon so gar gekocht wäre von der ganzen Situation, es wäre ein erneuter Tiefpunkt. Noch vor geraumer Zeit hätte mich so etwas wieder sehr nahe an meine Grenzen gebracht, im Moment sehe ich es entspannt. Ich habe eh keinen Einfluss auf solche Dinge. Und das Wort Respekt dämmert eh nur noch als vage Erinnerung... Nein, nein, alles okay, bin enttäuscht, aber mehr auch nicht.
Pünktlich zu Ostern entwickelte sich an meinem linken Unterkiefer eine respektable Schwellung, die sich innerhalb von zwei Tagen derart prächtig machte, dass mir am Ostersonntagmorgen keine andere Wahl blieb, als den zähnärztlichen Notdienst aufzusuchen. Ich könnte jetzt noch ellenlang ausführen, dass ich ganz miese Angst vor diesen Arztbesuchen habe. Bei meinem Hausarzt könnte ich ja direkt einziehen, aber einem Zahnarzt, respektive einer Zahnärztin, bringe ich leider nur Abneigung entgegen. Eigentlich eher den damit in der Regel verbundenen Schmerzen, weniger der Person an und für sich. Aber egal: sobald der Stuhl nach hinten geht, bin ich klitschnass und nur noch begrenzt zurechnungsfähig.
Es war allerdings auch klar, dass es dieses Mal kein Entrinnen gab, sollte mir dieser
Eine dieser unglaublich jungen Kittelträgerinnen (mit schwarzer und
Also fuhr ich zur "Liegendaufnahme Ost" des örtlichen Universitätsklinikums, meldete mich zwischen Herzinfarkten und Armbrüchen an - was das eigene Leid übrigens dann doch sehr relativiert, wenn im angrenzenden Behandlungsraum gerade drei Ärzte samt Defibrillator an einem Patienten 'rumhantieren - und durfte dann in den 14. Stock in die Abteilung mit dem wohlklingenden Namen "Mund-, Kiefer- und Gesichtschirurgie". Dort herrschte weniger Hipsterbetrieb und es roch sogar anständig nach Arzt oder eben nach Krankenhaus. Meine mit gebrochener Stimme vorgetragene Begrüßungsformel "Ich habe Angst vor Zahnarztbesuchen..." - "Guten Tag" erschien mir nicht angemessen, es war definitiv kein guter Tag - wurde mit einem freundlichen "Dann sind Sie bei mir genau richtig. Ich bin nämlich Kieferchirurg und kein Zahnarzt." erwidert.
Ich kürze mal ab: der Abzeß wurde eröffnet und behandelt. Die Schmerzen waren zu ertragen. Okay, das kann aber auch an den diversen Spritzen gelegen haben, die ich eingefordert hatte. Der Arzt war sehr nett, wirklich nett, kündigte mir beim Nachfolgetermin am nächsten Morgen allerdings an, dass diese Entzündung schon länger gearbeitet haben müsse, die Zähne an der Seite seien in Mitleidenschaft gezogen und, apropos in Mitleidenschaft gezogen, die müßten auch tatsächlich vermutlich gezogen werden. Große Freude meinerseits. Bei welchem Zahnarzt ich denn sonst in Behandlung sei. Tja, da waren sie wieder, diese riesigen Tropfen auf der Stirn, nun, ehrlich gesagt, bei gar keinem aktuell und zu dem letzten möchte ich eigentlich auch nie wieder...
Tja, und so bin ich jetzt im Fanclub des "Zentrum für Zahn-, Mund- und Kieferheilkunde" als Teil unseres Universitätsklinikums. Die machen nämlich nicht nur neue Kiefer bei Bedarf, sondern auch ganz reguläre Zahnbehandlungen wie ein fieser Zahnarzt eben auch. Nur eben alles viel größer, viel mehr Ärzte, viele tolle 3D-Farbröntgengeräte, viel mehr Betäubung, bis man nur noch grenzdebil grinst.
Die meisten hassen so etwas vermutlich, für mich ist es definitiv genau das richtige. Immer einen Studenten mit am Stuhl, bisher immer pünktlich auf die Minute. Und so kamen dann dort im OP am letzten Donnerstag vier Zähne auf einen Schlag raus. Das war definitiv nicht schön, aber seltsamerweise fühlte ich mich unter dem grünen Tuch mit Häubchen und einem Arzt zur Linken und der behandelnden Ärztin zur Rechten, einem Studenten am Kopf- und einer Schwester am Fußende sehr, sehr gut aufgehoben.
Und das allerbester dabei: ich scheine Talent dafür zu haben. Mir wurde eine gepflegte Schwellung bis zum Sonntag prognostiziert und eine charmante Dosis an Schmerzmitteln offeriert und das eine trat nicht ein und das andere wurde nur am ersten Tag benötigt. Es war also wirklich okay. Zur Zeit baumeln mir noch reichlich Fäden im Mund, die werden am kommenden Montag gezogen. Und dann werden wir uns wohl über das charmante Thema Zahnersatz unterhalten. Das mir schon beim ersten Termin im Magen lag, mir macht so etwas ja immer Sorgen und so hatte ich der Ärztin gleich gesagt, dass ich mit der Zuzahlung momentan Schwierigkeiten habe, da ich arbeitslos sei. Sehr unangenehm, solche Aussagen, aber was nützt es. Sie sagte, darüber solle ich mir keinen Kopf machen, das würden wir schon geregelt bekommen im Rahmen einer Studentenbehandlung. Erleichterung. Unangenehmes Thema für mich, locker gelöst von der jungen Frau, die mir jetzt noch ein paar Mal im Mund rumhampelt, bis alles in der Reihe ist.
Es gibt momentan - oder auch seit Jahren - wenig positives oder aufbauendes, aber dass ich jetzt anscheinend mit einem leichten Anflug von Begeisterung diese miese Angst vor dem Zahnarztbesuch überwunden zu haben scheine, macht mich ein ganz klein wenig lächeln.
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Und dann war da ja heute morgen noch ein wichtiger Termin. Das Vorstellungsgespräch. Das war dann so wichtig, dass der eigentliche Ansprechpartner um zehn nicht da war. Und auch nicht um viertel nach zehn. Es erbarmte sich dann eine Dame, die sich als Geschäftsleiterin vorstellte, aber per se eigentlich nicht wirklich im Thema war. Sie wollte mich aber wohl nicht einfach so sang- und klanglos nach Hause schicken, fragte dann also pflichtschuldigst all das ab, was eh schon im Anschreiben und dem Lebenslauf steht, ihr aber ja nicht vorlag und sie vermutlich auch nicht interessierte. Tjoa, und nach einer knappen halben Stunde waren wir dann durch, Herr X. wird sich dann bestimmt noch bei Ihnen melden, vielen Dank und tschüß.
Wenn man nicht eh schon so gar gekocht wäre von der ganzen Situation, es wäre ein erneuter Tiefpunkt. Noch vor geraumer Zeit hätte mich so etwas wieder sehr nahe an meine Grenzen gebracht, im Moment sehe ich es entspannt. Ich habe eh keinen Einfluss auf solche Dinge. Und das Wort Respekt dämmert eh nur noch als vage Erinnerung... Nein, nein, alles okay, bin enttäuscht, aber mehr auch nicht.
Manchmal habe ich ja das Bedürfnis, die Ereignisse der letzten zwölf Monate noch nachzureichen.
Zwölf Monate...
Aber eigentlich hat sich kaum etwas geändert, das ist das Erschreckende. Ich habe immer noch keinen Job. Ich habe mittlerweile seit Juli 2013 341 Bewerbungen geschrieben...^^ Ich hatte von August bis Dezember ein Bewerbercoaching, das die extrem nette und sich extrem einsetzende Frau des entsprechenden Trägers fast noch frustrierter zurückließ als mich selbst.
Zur Freude aller - "Ihnen hat das da doch gut gefallen und etwas anderes sehe ich im Moment auch nicht für Sie." O-Ton Fallmanagerin - sitze ich seit Mitte März direkt im zweiten der zwei möglichen Coachings. Wieder die gleiche Frau, wieder sehr nett, wieder wissen wir nicht wirklich weiter. Fortbildungen werden nicht genehmigt, es gibt ja per se Stellen. Körperliche Leiden gibt es keine, die eine Umschulung etc. unterstützten. Psychische Leiden sind zumindest nicht attestiert und damit brauchen wir jetzt auch nicht mehr anfangen.
Also. Weitermachen. Ich kann ja nix anderes. Taxifahren oder Callcenter als letzte Möglichkeit, von Alternative ist da ja nicht wirklich zu sprechen.
Jeden Morgen um sieben geht der Wecker. Tagein, tagaus. Mal geht es besser, meistens schlechter. Morgen früh um viertel nach neun dokumentiere ich dann wieder mal meine Bewerbungen, rede 45 Minuten sehr angeregt und nett mit der Frau, dann schauen wir uns betroffen an und merken wieder, dass immer noch keine Stelle vom Himmel gefallen ist.
Dienstag um zehn übrigens Vorstellungsgespräch. Aber das zieht mich auch nicht mehr so richtig hoch. Obwohl es sich wieder mal sehr nett anhört, der Job richtig gut wäre und zudem in meiner Heimatstadt. Wir werden sehen. Zu viele Enttäuschungen. Entschuldigen Sie den mangelnden Elan im Moment. Dienstag ab zehn glaube auch ich wieder, dass ich der beste Buchhalter der Welt bin. Zumindest für mindestens 30 Minuten. Und zur Belohnung werden mir Donnerstag zwei Zähne gezogen.
Mal sehen, was das Highlight der Woche wird...
Zwölf Monate...
Aber eigentlich hat sich kaum etwas geändert, das ist das Erschreckende. Ich habe immer noch keinen Job. Ich habe mittlerweile seit Juli 2013 341 Bewerbungen geschrieben...^^ Ich hatte von August bis Dezember ein Bewerbercoaching, das die extrem nette und sich extrem einsetzende Frau des entsprechenden Trägers fast noch frustrierter zurückließ als mich selbst.
Zur Freude aller - "Ihnen hat das da doch gut gefallen und etwas anderes sehe ich im Moment auch nicht für Sie." O-Ton Fallmanagerin - sitze ich seit Mitte März direkt im zweiten der zwei möglichen Coachings. Wieder die gleiche Frau, wieder sehr nett, wieder wissen wir nicht wirklich weiter. Fortbildungen werden nicht genehmigt, es gibt ja per se Stellen. Körperliche Leiden gibt es keine, die eine Umschulung etc. unterstützten. Psychische Leiden sind zumindest nicht attestiert und damit brauchen wir jetzt auch nicht mehr anfangen.
Also. Weitermachen. Ich kann ja nix anderes. Taxifahren oder Callcenter als letzte Möglichkeit, von Alternative ist da ja nicht wirklich zu sprechen.
Jeden Morgen um sieben geht der Wecker. Tagein, tagaus. Mal geht es besser, meistens schlechter. Morgen früh um viertel nach neun dokumentiere ich dann wieder mal meine Bewerbungen, rede 45 Minuten sehr angeregt und nett mit der Frau, dann schauen wir uns betroffen an und merken wieder, dass immer noch keine Stelle vom Himmel gefallen ist.
Dienstag um zehn übrigens Vorstellungsgespräch. Aber das zieht mich auch nicht mehr so richtig hoch. Obwohl es sich wieder mal sehr nett anhört, der Job richtig gut wäre und zudem in meiner Heimatstadt. Wir werden sehen. Zu viele Enttäuschungen. Entschuldigen Sie den mangelnden Elan im Moment. Dienstag ab zehn glaube auch ich wieder, dass ich der beste Buchhalter der Welt bin. Zumindest für mindestens 30 Minuten. Und zur Belohnung werden mir Donnerstag zwei Zähne gezogen.
Mal sehen, was das Highlight der Woche wird...
Schwieriger Tag: warten auf das Ergebnis der Biopsie meines Vaters.
Zwischen lediglich einer Tablette mehr zu den sieben, die es eh schon jeden Morgen gibt, bis zur Chemo: noch ist alles in der Wundertüte drin.
Zwischen lediglich einer Tablette mehr zu den sieben, die es eh schon jeden Morgen gibt, bis zur Chemo: noch ist alles in der Wundertüte drin.
¶ ...
Ich weiß es doch auch nicht...
wajakla am 05. Dezember 2014 im Topic 'lebensLAUF'
Es war dann der nachgeholte Termin, der eigentlich im Dezember stattfinden sollte, dann für Januar avisiert war und letztendlich mit einer Einladung für Anfang März tatsächlich realisiert wurde. Und weil das bei denen so lange dauert, habe ich dann auch knapp einen Monat gebraucht, um jetzt mal hier davon zu schreiben. Nein, es ist einfach der Entscheidung geschuldet, in schlechten Phasen nicht hier wieder alles voll zu maulen. Ist auch nicht alles toll zurzeit, aber zumindest mag ich wieder schreiben.
Es war also das Fallmanagement, das eingeladen hatte, Sie erinnern sich vielleicht: die nette Dame, die ich beim letzten Termin am liebsten vor Rührung und Begeisterung über ihre Sätze und Berufsauffassung umarmt hätte. Natürlich geisterten mir im Vorfeld wieder die ganzen Geschichten und Berichte und Warnungen über solche Termine im Kopf herum, da nutzt es bei mir auch nichts, dass ich die Person doch eigentlich schon ein wenig kenne und einschätzen kann und daher ein solcher Sinneswandel doch irgendwie sehr, sehr ungewöhnlich wäre. Aber es war ja auch fast ein dreiviertel Jahr vergangen, wer weiß, wer weiß...
Also halt doch ein wenig unter Adrenalin saß ich dann auf der Bank vor dem Sprechzimmer, wie immer ziemlich zu früh, sind ja auch fast ein Kilometer von mir bis zum Rathaus, und konnte so aber noch ein wenig runterfahren. Es gesellten sich nämlich weitere Personen zu mir in den Gang, eine vielleicht knapp zwanzig - eher großzügig geschätzt - und eine so um ein Jahr, leidlich des eigenen Laufens mächtig. Kind war sehr kontaktfreudig und patschte recht schnell an mir herum, was wirklich generell vor solchen Terminen so sein sollte, mich hat das sehr entspannt. Dafür war die Mama sehr, sehr rappelig und - sorry, Buchhaltergen - sehr unorganisiert. Irgendwann hatte sie dann das Kind endgültig auf meinen Beinen drapiert und suchte zwischen Bananen und Keksen in dem Netz unter dem Lenker (wie heißt das denn hinten zum Schieben beim Buggy??) nach den zumindest größtenteils ausgefüllten Formularen. Sie hatte eine Termin bei der Leistungsabteilung und war dann zumindest etwas beruhigter, nachdem ich ihr erzählte, dass die Sachbearbeiterin wirklich sehr nett ist und auch sehr unkompliziert. Ich verschwieg ihr allerdings, dass sich das vielleicht ob der diversen Bananen- und Keksreste an den Formularen auch natürlich anders gestalten könnte, ich hoffte einfach auf die Strahlkraft der kleinen Motte, die würde schon ein paar schmierige und riechende Bananenstücke weglächeln können...
Dann ging die Tür auf, die für mich, es war nämlich 10:00 Uhr, ich wünschte viel Glück, übergab das Kind seiner rechtmäßigen Aufsichtsperson und entledigte mich noch kurz einiger Kekskrümel. Die Sachbearbeiterin war gut vorbereitet und eröffnete gleich mit der Frage, ob sich denn nun endlich mal einer der beiden Vorstellungsgespräche gemeldet habe. Was ich ja verneinen musste, aber eben auch als Einstieg für meinen Bericht über die unternommenen Bemühungen dankend annahm.
Und so kam dann - wie beim ersten Termin auch - eines zum anderen. Ich schilderte meine Bemühungen, sie schilderte mir die Umstrukturierungen im Amt - sie ist jetzt auch noch für Asylbewerber zuständig und dahingehend noch mehr überlastet -, ich begann meine Dackelblickoffensive bezüglich des Personalausweises (erfolglos), sie telefonierte trotzdem sofort mit der entsprechenden Kollegin (ebenfalls erfolglos), ich zerstreute ihre Sorgen bezüglich meiner wirtschaftlichen Situation, soweit mir das im legalen Rahmen irgendwie möglich war, aber sie hat den mehrfachen Hinweis auf meine Eltern wohl verstanden, denke ich. Sie bekundete mir erneut, dass ich sehr untypisch mit meiner immer noch sehr deutlich zu spürenden Unzufriedenheit sei, ich erwiderte erneut, dass ich gar nicht verstünde, wie man mit so einer beschi... Situation nicht unzufrieden sein kann und sagt ihr dann, dass ich auch einfach sehr, sehr mit mir kämpfe, wie lange ich mich noch bewerbe auf meinen Beruf und ob ich nicht einfach einen, irgendeinen halbwegs akzeptablen Job suchen solle. Sie schaute mich an und riet mir ab. Ich solle solange suchen, wie das Sinn mache, respektive genug offene Stellen in dem Bereich am Markt seien, ich würde mich schwarz ärgern, sie habe genug Personen erlebt, die ihren eigentlichen Job aufgegeben hätten und dann in dem anderen Job stecken geblieben wären. Ich müsste mehr Zuversicht haben. Eigentlich hätte ich jetzt gern mal eine Runde geheult und ihr etwas von so gar keiner Zuversicht nach den ganzen Monaten erzählt, dass mir mal wieder der Popo sehr auf Grundeis gehe im Moment und überhaupt alles sehr Verdauungsendprodukt sei. Wir haben es dann aber beim bedeutungsschwangeren Austausch von Blicken belassen. Ich dürfe nicht aufgeben. Wenn ich zurzeit in der wirtschaftlichen Situation nicht absaufe, müsse ich es weiter versuchen. Auch wenn ich jetzt so schaue, als ob ich keinen Sinn darin sehe. Tja...
Dann wurde eine neue Eingliederungsvereinbarung erstellt mit den gleichen Auflagen wie beim ersten Mal, sechs bis acht Bewerbungen pro Monat, monatliche Liste mit den Bemühungen per Mail, alles liefe so weiter wie bisher und dann sagte sie, wir müssten jetzt auch Schluss machen, sonst würde ich meinen Ausweis nicht mehr beantragen können, die Kollegin würde nur bis zwölf arbeiten. Zwölf? Es war in der Tat viertel vor zwölf mittlerweile. Wie schnell 105 Minuten vergehen können.^^
So ging ich dann ziemlich aufgewühlt, aber auch irgendwie ein wenig aufgebaut ein Stockwerk tiefer. Aber das ist dann wohl ein anderer Beitrag hier. Auf dem Boden lagen noch ein paar Krümel, Bananenreste konnte ich keine mehr ausmachen.
Es war also das Fallmanagement, das eingeladen hatte, Sie erinnern sich vielleicht: die nette Dame, die ich beim letzten Termin am liebsten vor Rührung und Begeisterung über ihre Sätze und Berufsauffassung umarmt hätte. Natürlich geisterten mir im Vorfeld wieder die ganzen Geschichten und Berichte und Warnungen über solche Termine im Kopf herum, da nutzt es bei mir auch nichts, dass ich die Person doch eigentlich schon ein wenig kenne und einschätzen kann und daher ein solcher Sinneswandel doch irgendwie sehr, sehr ungewöhnlich wäre. Aber es war ja auch fast ein dreiviertel Jahr vergangen, wer weiß, wer weiß...
Also halt doch ein wenig unter Adrenalin saß ich dann auf der Bank vor dem Sprechzimmer, wie immer ziemlich zu früh, sind ja auch fast ein Kilometer von mir bis zum Rathaus, und konnte so aber noch ein wenig runterfahren. Es gesellten sich nämlich weitere Personen zu mir in den Gang, eine vielleicht knapp zwanzig - eher großzügig geschätzt - und eine so um ein Jahr, leidlich des eigenen Laufens mächtig. Kind war sehr kontaktfreudig und patschte recht schnell an mir herum, was wirklich generell vor solchen Terminen so sein sollte, mich hat das sehr entspannt. Dafür war die Mama sehr, sehr rappelig und - sorry, Buchhaltergen - sehr unorganisiert. Irgendwann hatte sie dann das Kind endgültig auf meinen Beinen drapiert und suchte zwischen Bananen und Keksen in dem Netz unter dem Lenker (wie heißt das denn hinten zum Schieben beim Buggy??) nach den zumindest größtenteils ausgefüllten Formularen. Sie hatte eine Termin bei der Leistungsabteilung und war dann zumindest etwas beruhigter, nachdem ich ihr erzählte, dass die Sachbearbeiterin wirklich sehr nett ist und auch sehr unkompliziert. Ich verschwieg ihr allerdings, dass sich das vielleicht ob der diversen Bananen- und Keksreste an den Formularen auch natürlich anders gestalten könnte, ich hoffte einfach auf die Strahlkraft der kleinen Motte, die würde schon ein paar schmierige und riechende Bananenstücke weglächeln können...
Dann ging die Tür auf, die für mich, es war nämlich 10:00 Uhr, ich wünschte viel Glück, übergab das Kind seiner rechtmäßigen Aufsichtsperson und entledigte mich noch kurz einiger Kekskrümel. Die Sachbearbeiterin war gut vorbereitet und eröffnete gleich mit der Frage, ob sich denn nun endlich mal einer der beiden Vorstellungsgespräche gemeldet habe. Was ich ja verneinen musste, aber eben auch als Einstieg für meinen Bericht über die unternommenen Bemühungen dankend annahm.
Und so kam dann - wie beim ersten Termin auch - eines zum anderen. Ich schilderte meine Bemühungen, sie schilderte mir die Umstrukturierungen im Amt - sie ist jetzt auch noch für Asylbewerber zuständig und dahingehend noch mehr überlastet -, ich begann meine Dackelblickoffensive bezüglich des Personalausweises (erfolglos), sie telefonierte trotzdem sofort mit der entsprechenden Kollegin (ebenfalls erfolglos), ich zerstreute ihre Sorgen bezüglich meiner wirtschaftlichen Situation, soweit mir das im legalen Rahmen irgendwie möglich war, aber sie hat den mehrfachen Hinweis auf meine Eltern wohl verstanden, denke ich. Sie bekundete mir erneut, dass ich sehr untypisch mit meiner immer noch sehr deutlich zu spürenden Unzufriedenheit sei, ich erwiderte erneut, dass ich gar nicht verstünde, wie man mit so einer beschi... Situation nicht unzufrieden sein kann und sagt ihr dann, dass ich auch einfach sehr, sehr mit mir kämpfe, wie lange ich mich noch bewerbe auf meinen Beruf und ob ich nicht einfach einen, irgendeinen halbwegs akzeptablen Job suchen solle. Sie schaute mich an und riet mir ab. Ich solle solange suchen, wie das Sinn mache, respektive genug offene Stellen in dem Bereich am Markt seien, ich würde mich schwarz ärgern, sie habe genug Personen erlebt, die ihren eigentlichen Job aufgegeben hätten und dann in dem anderen Job stecken geblieben wären. Ich müsste mehr Zuversicht haben. Eigentlich hätte ich jetzt gern mal eine Runde geheult und ihr etwas von so gar keiner Zuversicht nach den ganzen Monaten erzählt, dass mir mal wieder der Popo sehr auf Grundeis gehe im Moment und überhaupt alles sehr Verdauungsendprodukt sei. Wir haben es dann aber beim bedeutungsschwangeren Austausch von Blicken belassen. Ich dürfe nicht aufgeben. Wenn ich zurzeit in der wirtschaftlichen Situation nicht absaufe, müsse ich es weiter versuchen. Auch wenn ich jetzt so schaue, als ob ich keinen Sinn darin sehe. Tja...
Dann wurde eine neue Eingliederungsvereinbarung erstellt mit den gleichen Auflagen wie beim ersten Mal, sechs bis acht Bewerbungen pro Monat, monatliche Liste mit den Bemühungen per Mail, alles liefe so weiter wie bisher und dann sagte sie, wir müssten jetzt auch Schluss machen, sonst würde ich meinen Ausweis nicht mehr beantragen können, die Kollegin würde nur bis zwölf arbeiten. Zwölf? Es war in der Tat viertel vor zwölf mittlerweile. Wie schnell 105 Minuten vergehen können.^^
So ging ich dann ziemlich aufgewühlt, aber auch irgendwie ein wenig aufgebaut ein Stockwerk tiefer. Aber das ist dann wohl ein anderer Beitrag hier. Auf dem Boden lagen noch ein paar Krümel, Bananenreste konnte ich keine mehr ausmachen.
Es gibt gewisse Regelungen im Zusammenhang mit dem RBEG, die einem, wenn schon keine echten, so doch die Freudentränen in die Augen treiben...
Ich bekomme Post von der Gemeinde. Gut, dass kommt ja in der letzten Zeit leider vor, aber eigentlich gibt es gar keinen Grund für ein Schreiben. Bescheide stehen nicht an, böse war ich auch nicht, wider Erwarten bin ich sogar nach knapp neun Monaten zu einem zweiten Termin am morgigen Freitag geladen worden, was möchte man denn?
Okay, der Personalausweis läuft ab, man erinnert mich daran vorsorglich ein paar Wochen vor dem eigentlichen Termin, das dauert ja bekanntlich bei der Bundesdruckerei. Und er kostet. EUR 28,80,-, dafür kann er auch Dinge, die die meisten nicht wirklich brauchen.
Für einen Moment denke ich, dass ich den vermutlich in der gegenwärtigen Situation nicht zu bezahlen brauche, aber nur für einen kurzen Moment, da fällt mir das oben erwähnte RBEG ein. Gab es da nicht...? Stand da nicht irgendwo...?
Manchmal mag ich mein Gedächtnis, ich hatte mich nicht getäuscht: Die Gebühr ist vom Bezieher der Grundsicherung für Arbeitssuchende selbst zu begleichen, da die Schöpfer dieses Gesetzes in weiser Voraussicht sie bereits anteilig mit eingerechnet haben. In Abteilung 12, laufende Nummer 82, "sonstige Dienstleistungen, nicht genannte", sind in der Tat EUR 0,25 als regelbedarfsrelevante Verbrauchsausgaben extra mit nur Personalausweis deklariert und somit eingerechnet. Fall jemand Lust auf den Text des Gesetzesentwurfes hat, bitte hier. Ich beziehe mich übrigens auf Seite 63.
Vereinfacht bedeutet das: ich muss diesen Monat von den EUR 391,- Regelsatz EUR 28,80 für den Ausweis bezahlen - was irgendwie doof ist -, aber nach kaum 115,2 Monaten ALGII-Bezug ist das dann auch irgendwie berücksichtigt - was irgendwie fast schon komisch ist. Und sehr, sehr vorausschauend.
Und ja, natürlich werde ich trotzdem bei allen relevanten Personen meinen herzzerreißendsten Dackelblick auflegen, ob nicht doch eventuell...
Ich bekomme Post von der Gemeinde. Gut, dass kommt ja in der letzten Zeit leider vor, aber eigentlich gibt es gar keinen Grund für ein Schreiben. Bescheide stehen nicht an, böse war ich auch nicht, wider Erwarten bin ich sogar nach knapp neun Monaten zu einem zweiten Termin am morgigen Freitag geladen worden, was möchte man denn?
Okay, der Personalausweis läuft ab, man erinnert mich daran vorsorglich ein paar Wochen vor dem eigentlichen Termin, das dauert ja bekanntlich bei der Bundesdruckerei. Und er kostet. EUR 28,80,-, dafür kann er auch Dinge, die die meisten nicht wirklich brauchen.
Für einen Moment denke ich, dass ich den vermutlich in der gegenwärtigen Situation nicht zu bezahlen brauche, aber nur für einen kurzen Moment, da fällt mir das oben erwähnte RBEG ein. Gab es da nicht...? Stand da nicht irgendwo...?
Manchmal mag ich mein Gedächtnis, ich hatte mich nicht getäuscht: Die Gebühr ist vom Bezieher der Grundsicherung für Arbeitssuchende selbst zu begleichen, da die Schöpfer dieses Gesetzes in weiser Voraussicht sie bereits anteilig mit eingerechnet haben. In Abteilung 12, laufende Nummer 82, "sonstige Dienstleistungen, nicht genannte", sind in der Tat EUR 0,25 als regelbedarfsrelevante Verbrauchsausgaben extra mit nur Personalausweis deklariert und somit eingerechnet. Fall jemand Lust auf den Text des Gesetzesentwurfes hat, bitte hier. Ich beziehe mich übrigens auf Seite 63.
Vereinfacht bedeutet das: ich muss diesen Monat von den EUR 391,- Regelsatz EUR 28,80 für den Ausweis bezahlen - was irgendwie doof ist -, aber nach kaum 115,2 Monaten ALGII-Bezug ist das dann auch irgendwie berücksichtigt - was irgendwie fast schon komisch ist. Und sehr, sehr vorausschauend.
Und ja, natürlich werde ich trotzdem bei allen relevanten Personen meinen herzzerreißendsten Dackelblick auflegen, ob nicht doch eventuell...
Manchmal ist man dann ja doch erstaunt, wenn am 05.02.2014 per Mail noch eine Absage ins Postfach rauscht, deren zugehörige Bewerbung am 18.09.2013 ebenfalls per Mail abgesendet worden war. Gut Ding will Weile haben, man sollte da nix überstürzen, genau mein Ding.
Anders der Hektiker, der am Freitagabend Alarm machte mit "Sie sind dabei!" und ganz eilig und überhaupt und Vorstellungsgespräche am Dienstag und Donnerstag. Den habe ich anscheinend mit meiner - sehr moderaten - Gehaltsvorstellung verschreckt oder aber er sammelt neue Energie für die nächste Mail am kommenden Freitagabend.
Okay, okay, wie man es macht...
Anders der Hektiker, der am Freitagabend Alarm machte mit "Sie sind dabei!" und ganz eilig und überhaupt und Vorstellungsgespräche am Dienstag und Donnerstag. Den habe ich anscheinend mit meiner - sehr moderaten - Gehaltsvorstellung verschreckt oder aber er sammelt neue Energie für die nächste Mail am kommenden Freitagabend.
Okay, okay, wie man es macht...
Es war mehr als unspektakulär.
Die Firma sitzt in einem großen Einfamilienhaus mitten in einem Wohngebiet. Es gibt kein Firmenschild, kein gar nichts. Es scheint das Wohnhaus der Buchhalterin zu sein. Und die Büros sind im Keller.
Hört sich seltsam an, ich gebe es zu. Aber es war trotzdem ziemlich prima. Die drei älteren Damen - zumindest alle deutlich über 50 - waren so herzlich freundlich bei der Begrüßung, dass ich wohl sogar etwas rot geworden bin, warum auch immer. Die Büros sind nach einer Umstrukturierung aus dem Homeoffice der ehemaligen alleinigen Buchhalterin hervorgegangen, daher diese Kellernummer. Alles sonst aber okay, Keller kann ja so oder so sein, dieses war sehr hell, mit moderner EDV und vielen Blumen und Klimbim im Büro.Halt ein Frauenbüro.
Das eigentliche Gespräch fand dann im Esszimmer statt, leider nicht auf dem benachbarten Sofa. Mir wurde die Firma und die Struktur erklärt, soweit es die augenscheinlich begrenzte Zeit zuließ. Man war wohl im 30-Minuten-Rhythmus getaktet, denn am Ende wurde es dann relativ kurz. Ich selber wurde nicht wirklich nach meinem Lebenslauf gefragt, sondern nur nach meinen Qualifikationen.
Wer mich (überhaupt) einlädt, den scheint mein zerhackter Lebenslauf im Grunde nicht zu interessieren, das war beim ersten Mal ja - bis auf eine Frage - ähnlich. Mich hat das am übelsten beschäftigt in den vergangenen Monaten, bei den Gesprächen ist es kaum ein Thema, soll mir aber recht sein. Tja, so erzählte die Damen eine gute Viertelstunde, ich erzählte etwas kürzer und nach gut dreißig Minuten wurde mir dann erläutert, dass man insgesamt zehn Personen eingeladen habe, anscheinend war ich der erste am Montagmorgen, und man werde sich bei mir melden.
Ich fand mich gut, es gab keine Katastrophen oder trommelnde Kröten, ich konnte alles anbringe, was ich anbringen wollte, mehr geht dann erst mal wohl nicht. Gefühl? Keines wirklich, die Dame hat nicht mal mit dem Mundwinkel gezuckt oder eine Andeutung gemacht, ist ja aber auch klar, wenn noch neun kommen.
Ich warte also. Allerdings deutlich besser gelaunt als einfach nur nach ständigen Bewerbungen.
Die Firma sitzt in einem großen Einfamilienhaus mitten in einem Wohngebiet. Es gibt kein Firmenschild, kein gar nichts. Es scheint das Wohnhaus der Buchhalterin zu sein. Und die Büros sind im Keller.
Hört sich seltsam an, ich gebe es zu. Aber es war trotzdem ziemlich prima. Die drei älteren Damen - zumindest alle deutlich über 50 - waren so herzlich freundlich bei der Begrüßung, dass ich wohl sogar etwas rot geworden bin, warum auch immer. Die Büros sind nach einer Umstrukturierung aus dem Homeoffice der ehemaligen alleinigen Buchhalterin hervorgegangen, daher diese Kellernummer. Alles sonst aber okay, Keller kann ja so oder so sein, dieses war sehr hell, mit moderner EDV und vielen Blumen und Klimbim im Büro.
Das eigentliche Gespräch fand dann im Esszimmer statt, leider nicht auf dem benachbarten Sofa. Mir wurde die Firma und die Struktur erklärt, soweit es die augenscheinlich begrenzte Zeit zuließ. Man war wohl im 30-Minuten-Rhythmus getaktet, denn am Ende wurde es dann relativ kurz. Ich selber wurde nicht wirklich nach meinem Lebenslauf gefragt, sondern nur nach meinen Qualifikationen.
Wer mich (überhaupt) einlädt, den scheint mein zerhackter Lebenslauf im Grunde nicht zu interessieren, das war beim ersten Mal ja - bis auf eine Frage - ähnlich. Mich hat das am übelsten beschäftigt in den vergangenen Monaten, bei den Gesprächen ist es kaum ein Thema, soll mir aber recht sein. Tja, so erzählte die Damen eine gute Viertelstunde, ich erzählte etwas kürzer und nach gut dreißig Minuten wurde mir dann erläutert, dass man insgesamt zehn Personen eingeladen habe, anscheinend war ich der erste am Montagmorgen, und man werde sich bei mir melden.
Ich fand mich gut, es gab keine Katastrophen oder trommelnde Kröten, ich konnte alles anbringe, was ich anbringen wollte, mehr geht dann erst mal wohl nicht. Gefühl? Keines wirklich, die Dame hat nicht mal mit dem Mundwinkel gezuckt oder eine Andeutung gemacht, ist ja aber auch klar, wenn noch neun kommen.
Ich warte also. Allerdings deutlich besser gelaunt als einfach nur nach ständigen Bewerbungen.
Leider hat sich die Dame vom letzten Vorstellungsgespräch überhaupt nicht mehr gemeldet. Das ist irgendwie unschön, so ein bis zwei Sätze per Mail könnte man schon machen nach einem persönlichen Gespräch. Vielleicht hat sie ihre Gründe, aber leider lehrt die Erfahrung, dass es doch einfach nur Bequemlichkeit ist. Das ist so die Kategorie wie der Satz, der neuerdings ab und an in Stellenangeboten steht: Ihre Unterlagen können wir nur dann zurückschicken, wenn Sie einen frankierten Rückumschlag beilegen. Da bleibt mir auch die Spucke weg.
Sie haben vermutlich den ersten Satz zumindest noch genau gelesen und Ihnen ist aufgefallen, dass ich vom letzten Vorstellungsgespräch schrieb:
"Sehr geehrter Herr wajakla, ich würde gerne ein persönliches Gespräch mit Ihnen führen und bitte um Kontaktaufnahme zwecks Terminvereinbarung.
Mit freundlichen Grüßen
Frau Buchhalterin
Firma XYZ GmbH"
Kurz und knackig die Mail, direkt angerufen und am Montag ab zehn Uhr beginnt dann das Gespräch. Es darf so weitergehen, Vorstellungsgespräche als nächste "Eskalationsstufe" und dann als krönender Abschluss endlich eine neue Stelle.
Stimmung ist im Moment relativ entspannt. Und von Excel stand auch nichts in der Anzeige.^^
Sie haben vermutlich den ersten Satz zumindest noch genau gelesen und Ihnen ist aufgefallen, dass ich vom letzten Vorstellungsgespräch schrieb:
"Sehr geehrter Herr wajakla, ich würde gerne ein persönliches Gespräch mit Ihnen führen und bitte um Kontaktaufnahme zwecks Terminvereinbarung.
Mit freundlichen Grüßen
Frau Buchhalterin
Firma XYZ GmbH"
Kurz und knackig die Mail, direkt angerufen und am Montag ab zehn Uhr beginnt dann das Gespräch. Es darf so weitergehen, Vorstellungsgespräche als nächste "Eskalationsstufe" und dann als krönender Abschluss endlich eine neue Stelle.
Stimmung ist im Moment relativ entspannt. Und von Excel stand auch nichts in der Anzeige.^^